35. Spekulation, illegale Bankgeschäfte und Geldfälscherei

Kapitel 35

 

Spekulation, illegale Bankgeschäfte und Geldfälscherei

 

aus „Mormonism – Shadow or Reality“ von Jerald und Sandra Tanner

übersetzt von Manfred Trzoska

 

1837 druckte der Messenger and Advocate, eine Mormonenpublikation, erneut einen Artikel, der von S. A. Davis, Herausgeber von The Glad Tidings und Ohio Christian Telescope, geschrieben wurde. In diesem Artikel sagte Mr. Davis, dass die Mormonen „zu viel weltliche Weisheit mit ihrer Religion verknüpft haben – ein zu großes Begehren nach vergänglichen Reichtümern dieser Welt – indem sie die Vorstellung pflegen, dass sich das Königreich Christi aus 'Immobilien, Rinderherden, Schafherden, Silber, Gold' usw., wie auch aus menschlichen Dingen besteht“. (Messenger and Advocate, Bd. 3, S. 490)

 

 

Spekulation

 

Joseph Smith machte folgende Aussage in Bezug auf die Verhältnisse in der Kirche im Jahr 1837: „Zur Zeit schlägt der Geist der Spekulation in Ländereien und Besitztümern aller Art, der in der gesamten Nation so weit verbreitet war, in der Kirche Wurzeln. Da die Früchte dieses Geistes, Argwohn, Fehlerfinden, Uneinigkeit, Zwietracht und Abfall rasch darauf folgten, und es schien als verbänden alle Mächte der Erde und der Hölle ihren Einfluss auf besondere Weise, um die Kirche sofort zu besiegen und ihr das endgültige Aus zu bereiten... wurden viele mir gegenüber abgeneigt, als wäre ich die alleinige Ursache genau dieser Übel, gegen die ich so streng ankämpfe und die eigentlich durch die Brüder über uns gebracht wurden, die nicht auf meinen Rat hörten.“ (History of the Church, Bd. 2, Seite 487-488)

Während es wahr ist, dass ein „Geist der Spekulation“ die Kirche erfüllte, lässt dieses Zitat es so erscheinen, als wäre Joseph Smith nicht darin verstrickt gewesen. Tatsächlich war Smith genauso tief darin verstrickt wie jeder andere auch. Ebenezer Robinson machte folgende Aussage: „Ein Geist der Spekulation wurde ausgegossen und statt dieses sanftmütigen und demütigen Geistes, den wir gespürt hatten und der bis jetzt vorherrschte, trat ein Geist des weltlichen Strebens und das Greifen nach den Dingen der Welt an seine Stelle. Einige Farmen, die an Kirtland angrenzten, wurden von DEN FÜHRERN der Kirche gekauft, zumeist auf Kredit, und in die Stadtgrundstücke eingebunden, bis auf dem Papier eine große Stadt angelegt war und der Preis auf eine unvernünftige Höhe anstieg, je nach Lage $100, $200 pro Grundstück.“ (The Return, Bd. 1, Nr. 7, Juli 1889, Maschinen geschriebene Kopie)

Robert Kent Fielding machte in seiner Dr.-Arbeit für die Indiana-Universität folgende Bemerkungen:

 

Sogar bis 1835... gab es im Kirtland-Gebiet nur einundzwanzig Männer, die eigenen Grundbesitz besaßen... Einige hatten offensichtlich Farmen oder Grundstücke gekauft, mit einem Auge auf eine wahrscheinliche Wertsteigerung des Landes gerichtet, während die Bevölkerung zunahm. Joseph Smith investierte in vier Hektar, die vierundzwanzig Ruten [ca. 120m] an Straße von seinem Laden bis in die Anhöhen enthielten, für vierhundert Dollar...

Der mormonische Nachdruck auf Sammlung erhöhte das spekulative Fieber...

Die wichtigsten Verkäufe im Jahr 1836 wurden an fünf Personen getätigt, die offensichtlich beabsichtigten, Profit aus dem Verkauf von Hausgrundstücken an die hereinkommenden Heiligen zu schlagen. Für sie war es eine Saison der Vorbereitung. Der erste war John Boynton, Apostel der Kirche...

Der nächste war Jacob Bump, Freimaurermeister...

Die dritte Person, die sich auf die Verteilung vorbereitete, war John Johnson...

Joseph Smith Jun, Prophet für die Kirche, war der nächste, der Vorbereitungen traf, um Erbteile an die hereinkommenden Heiligen zu verkaufen. Er besaß schon mehr als 140 Hektar Land, die an den Tempel grenzten, neben seinen vier Hektar Geschäftsbesitz an der Chillicothe-Straße. Nun verband er sich mit Jacob Bump und Reynolds Cahoon, um zwei größere Ländereien zu erwerben. Die erste war von Peter French. Der alte Farmer war, nachdem er alles an die Mormonen verkauft hatte,... auf ein neues Stück Land umgezogen... Am 4. Oktober profitierte er wieder von der Kirche, als er mit Smith und seinem Partner einen Vertrag unterzeichnete, wodurch er zustimmte, seine 240 Hektar Land für 9.770,50 Dollar zu verkaufen. Es vergingen kaum zwei Wochen, als diese Partner wieder kauften; dieses Mal vom Nichtmormonen Alpheus Russell... Als ihm 12.904 Dollar für seine 132 Hektar geboten wurden, war es mehr als sein Puritanismus fassen konnte und der Yankee in ihm erlag dem Angebot. Die Partner spekulierten offensichtlich, denn beide Käufe wurden auf Grund von Hypothekenverträgen getätigt, die den vollen Kaufpreis deckten. Smith tätigte selbst zwei weitere kleinere Käufe. Er kaufte eine acht-Hektar große Farm von Samuel Canfield für 160 Dollar und trug sie auf den Namen seiner Frau Emma ein, und zusätzliche dreizehn Hektar an einem anderen Platz von demselben Verkäufer für 500 Dollar.

Der Onkel des Propheten, John Smith, war in Partnerschaft mit Jared Carter und Oliver Granger der letzte der fünf großen Landkäufer...

Während sich die Heiligen in Kirtland sammelten, stieg das Tempo der Landverkäufe allmählich an. Es gab keine Einheitlichkeit der Preise; sie rangierten vom Niedrigstand von zwanzig Dollar pro Hektar auf ein Hoch von fünfunddreißig Dollar, die Joseph Smith an Jacob Bump zahlte... Einer der höheren Preise waren die 800 Dollar, die Smith von David Elliott für ein Grundstück von einem halben Hektar forderte. Wahrscheinlich wurden viele Ländereien gehandelt, die nie den Status der urkundlichen Eintragung erreichten. Im Hinblick auf die berichteten Preise war die Warnung des Propheten an seine Gemeinschaft, die im Dezember gegeben wurde, aufzupassen, nicht zum Opfer von Spekulanten und Wucherern zu werden, im höchsten Maße gerechtfertigt. Wie er sein eigenes Verhalten bewertete, geht aus den Berichten nicht hervor.

In den ersten Monaten von 1837 war Smith mit dem Versuch beschäftigt, die größte Immobilien-Veranstaltung aller Zeiten zu bewerkstelligen, um eine gewisse Ordnung in seine rasant wachsende, aber dürftig organisierte Stadt zu bringen.“ („The Growth of The Mormon Church in Kirtland, Ohio“, unveröffentlichte Dr.-Arbeit von Robert Kent Fielding, Indiana University, 1957, Maschinen geschriebene Kopie, S. 202-204, 206-208, 211-212)

 

Fawn M. Brodie liefert folgende interessante Information: „Zum Chaos des Bankensystems Ohios kam nun Josephs Safety Society dazu... die meisten Unterzeichner bezahlten für Grundstücke in der boomenden Stadt Kirtland das fünf- und sechsfache über Normalwert. Gemäß dem Painesville Telegraph, schätzte Joseph Smith sein eigenes Land in Kirtland auf $300.000 und erklärte, dass das gesamte Kapital der Bank Ländereien umfasste, die innerhalb von zwei Quadratmeilen lägen.“ (No Man Knows My History, New York, 1957, Seite 195)

 

Der Mormonenschreiber Max Parkin machte folgende Aussagen in Bezug auf die Grundstücksspekulationen:

 

Diesem Trend, übermäßigen Profit aus Spekulationen zu machen, indem man Ländereien in Kirtland kaufte und verkaufte, frönten prominente FÜHRER DER KIRCHE und auch andere, was ein Faktor für ihre Uneinigkeit und ihren Argwohn wurde.“ (Conflict at Kirtland, Seite 286)

 

Daran, dass JOSEPH SMITH am Kauf und Verkauf von Ländereien in Kirtland teilhatte, kann es keinen Zweifel geben... der Punkt aber, der unklar ist, ist Smiths Motiv dafür... es könnte gut sein, dass Smiths Landkäufe für die Kirche oder, um für die Bedürftigen der Heiligen zu sorgen, vorgenommen wurden, eher als für persönlichen Gewinn, wie Fielding folgert.“ (Ebenda, Seite 288, Fußnote)

 

Der Mormonenapostel Parley P. Pratt hatte offensichtlich nicht das Gefühl, dass Joseph Smiths Motive bei diesen Transaktionen recht waren, denn er schrieb an Joseph Smith einen Brief, in dem er Smith und Rigdon „in Bezug auf gewisse geschäftliche Transaktionen tadelte. Max Parkin erklärt:

 

Der Geist der Spekulation – und die Probleme, die daraus erwuchsen – hatten auch auf Parley P. Pratt eine Wirkung, der zugab, dass ein Geist der Beschwerde ihn vorübergehend vom Propheten entfremdete...

Auf dem Höhepunkt seiner Besorgnis und seines ARGWOHNS am 23. Mai 1837 schrieb Parley einen Brief an Joseph Smith, in dem er ihn ernsthaft für den Kurs kritisiert, den er und Rigdon in Bezug auf gewisse geschäftliche Dinge im Zusammenhang mit den gegenwärtigen Spekulationen mit Landbesitz eingeschlagen hatten...

Nach seinem Abfall von der Kirche, schickte Warren Parrish eine Kopie von Pratts Brief an den Herausgeber des Zion's Watchman... Richard Livesey... ließ den Brief in seiner antimormonischen Broschüre in Preston, England, 1838 erneut abdrucken.“ (Conflict at Kirtland, Seite 287,288 und 290)

 

Dieser Brief war mit 23. Mai 1837 datiert. Max Parkin hat ihn von Linseys Druck in seinem Conflict at Kirtland, Seite 372-372, reproduziert:

 

Präs. J. Smith Jun.

Lieber Bruder, - Da es immer schwierig ist, mit Ihnen ein persönliches Interview zu bekommen, wegen der Vielzahl an Geschäften, in die sie verwickelt sind, entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihnen das, was ich zu sagen habe, schriftlich sage, was ich sonst mündlich getan hätte.

Da ich lange über den Pfad nachgedacht habe, auf den wir als ein Volk in Bezug auf unsere zeitliche Handhabung geführt worden sind, bin ich schließlich zur vollkommenen Überzeugung gekommen, dass der GANZE PLAN DER SPEKULATION, IN DEN WIR UNS VERWICKELT HABEN, VOM TEUFEL IST. Ich spiele auf den habsüchtigen, erpresserischen Spekulationsgeist an, der an diesem Ort in der letzten Zeit geherrscht hat, der Lügerei, Betrug und Übervorteilung unseres Nächsten, - kurz – jedes üble Werk aufkommen ließ.

Und da ich vollkommen überzeugt bin, DASS SIE UND PRÄSIDENT RIGDON, BEIDE DURCH VERORDNUNG UND VORBILD, DIE GRUNDSÄTZLICHEN WERKZEUGE GEWESEN SIND, UM DIESES VOLK IN DIE IRRE ZU FÜHREN, besonders in diesen Punkten, und da ich mich selbst in die Irre führen und in derselben Schlinge durch IHR VORBILD und durch FALSCHE PROPHEZEIUNG UND PREDIGT aus Ihrem eigenen Mund fangen ließ, ja, da ich viele Dinge falsch gemacht und mich und meine Familie und andere fast in die Vernichtung gestoßen habe, bin ich mit einem schrecklichen Gefühl über meine Situation aufgewacht und ich habe mich entschlossen, meine Schritte zurück zu setzen und aus der Schlinge heraus zu kommen und, so weit ich kann, Wiedergutmachung zu leisten.

Und nun, mein lieber Bruder, sollten sie immer noch entschlossen sein, diesen ÜBLEN KURS zu verfolgen, bis Sie und die Kirche IN DIE HÖLLE HINUNTER versinken werden, so flehe ich Sie wenigstens an, mit mir und meiner Familie und anderen, die mit mir an diese drei Grundstücke (Land) gebunden sind, die Sie an mich ZUM WUCHERPREIS VON 2000 DOLLAR verkauften, Gnade zu haben. Denn wenn es gegen mich steht, wird es mich und meine hilflose Familie ruinieren, wie auch diejenigen, die an mich gebunden sind; denn gestern kam Präsident Rigdon zu mir und informierte mich, dass Sie das Geld aus der Bank gezogen hätten, wegen der Verpflichtungen, die sie gegen mich halten, und dass sie es der Gnade der Bank überlassen hätten, und ich weiß nicht, welchen Kurs sie einschlagen könnten, um es einzutreiben, ungeachtet des höchst HEILIGEN VERSPRECHENS ihrerseits, dass ich durch die Urkunden nicht behelligt werden würde. Ich bot die drei Grundstücke zur Beurkundung an, aber er wollte auch mein Haus und mein Heim.

Nun, lieber Bruder, würden Sie diese Grundstücke nehmen und mir die Urkunden geben und mir 75 Dollar geben, die ich dafür bezahlte? Oder wollen Sie den Vorteil des Nächsten nutzen, weil sie Macht über ihn haben? Wenn Sie diese Ermahnung von einem erhalten, der Ihre Seele liebt, und von Ihrem WUCHER UND DER HABGIER in diesen Dingen umkehren und Wiedergutmachung leisten, haben Sie meine Gemeinschaft und Achtung, so weit es den Umgang zwischen uns betrifft.

Aber sollten Sie es nicht tun, stehe ich unter der schmerzvollen Notwendigkeit, Anklage gegen Sie, wegen Erpressung, Habgier und Übervorteilung eines Bruders mittels ungebührlichen religiösen Einflusses, den Vorzug zu geben. Denn es ist diese Art von Einfluss, die uns dazu brachte, diese Art von Geschäften in dieser Gesellschaft zu machen, wie Aussagen, dass es der Wille Gottes wäre, dass die Ländereien einen solchen Preis haben sollten, und viele andere Prophezeiungen, Predigten und Aussagen ähnlicher Art.

Hochachtungsvoll

P. P. Pratt

 

Im August 1838 veröffentlichte die Mormonenkirche einen Brief, in dem der Apostel Parley P. Pratt behauptete, dass der oben zitierte Brief „keine echte Kopie“ von dem wäre, den er geschrieben hätte (siehe Elders' Journal, S. 50-51). Seine Erklärung kann aber kaum ernst genommen werden, da er zugibt, dass er „einen Brief MIT ALLEM ERNST UND JEDER STRENGE schrieb, IN DEM ER BEIDE [Joseph Smith und Sidney Rigdon] IN BEZUG AUF BESTIMMTE GESCHÄFTLICHE TRANSAKTIONEN TADELTE...“ Der Apostel Parley P. Pratt erklärte weiter: „Dieser Brief war als eine PRIVATE ERMAHNUNG gedacht, er sollte nie öffentlich gemacht werden. Aber ich bin schon lange überzeugt und habe vor diesen Männern und der Öffentlichkeit zugestanden, dass er NICHT DAFÜR GEDACHT WAR, SIE IM GEIST DER SANFTMUT ZU ERMAHNEN, ZU IHREM WOHL, SONDERN EHER; UM IHNEN ZU SCHADEN UND IHRE GEFÜHLE ZU VERLETZEN, und dass ich es sehr bedauerte, ihn geschrieben zu haben; ich habe um ihre Vergebung gebeten und tue es hiermit nochmals.“ (Elders' Journal, S. 50-51)

 

Der Originalbrief Parley P. Pratts wurde mit dem 23. Mai 1837 datiert. Es ist interessant, dass nur sechs Tage später die Apostel Orson Pratt (Parley P. Pratts Bruder) und Lyman E. Johnson Joseph Smith „des Lügens und Falschdarstellens“ beschuldigten. Chad J. Flake, Bibliothekar für besondere Sammlungen an der Brigham-Young-Universität, hat folgendes Dokument veröffentlicht:

 

An den Bischof & seinen Rat in Kirtland des Pfahles Zion,

wir erheben folgende Anklagen gegen Präs. Joseph Smith Jun. wg. LÜGENS UND FALSCHDARSTELLENS; auch wegen ERPRESSUNG – und wegen respektlosen Redens hinter dem Rücken seiner Brüder.

Lyman E. Johnson, Orson Pratt. Kirtland, 29. Mai 1837.“

(Brigham Young University Studies, Sommer 1971, S. 327)

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