Kapitel 15
Das Missionarssystem
aus „Mormonism – Shadow or Reality“ von Jerald und Sandra Tanner
übersetzt von Manfred Trzoska
Seit der Zeit Joseph Smiths haben die Mormonenführer Missionare in die ganze Welt hinausgeschickt, um Bekehrte für die Kirche zu gewinnen. Der Mormonenapostel George A. Smith erklärte einmal, dass ein Mitglied der Mormonenkirche dafür exkommuniziert worden war, weil er sich weigerte, auf Mission zu gehen:
„Es war auf derselben Ratsversammlung, dass Daniel Copley, ein ängstlicher junger Mann, der zu einem Priester ordiniert worden war und von dem verlangt wurde, hinzugehen und das Evangelium zu predigen, einberufen wurde, WEIL ER NICHT AUF SEINE MISSION GING. Der junge Mann sagte, er wäre zu schwach für den Versuch zu predigen, und der RAT SCHLOSS IHN AUS DER KIRCHE AUS. Ich frage mich, was unsere Missionare jetzt von solch einer strengen Disziplin denken würden, wie sie damals vor dreißig Jahren unter der direkten Aufsicht des PROPHETEN gehandhabt wurde.“ (Journal of Discourses, Bd. 11, Seite
Unter Brigham Young fuhr die Kirche damit fort, Missionare in die ganze Welt zu schicken, aber Young schien nicht so sehr um die Qualität der Missionare besorgt zu sein, die er aussandte. In einem Artikel, der im Valley Tan am 26. April 1859 veröffentlicht wurde, wurde behauptet, dass Brigham Young Männer auf Mission schickte, die er los werden wollte: „Wir haben gehört, dass zu verstehen gegeben wurde, dass es Brauch der Kirche wäre, wann immer sie schlechte Älteste loswerden wollten, ohne gewaltsam zu werden, die Konferenz ihnen höflich eine Berufung, auf Mission zu gehen, geben würde, eine Art von Exil, die, während sie sie von ihrer Anwesenheit in der Heimat befreite, nicht die förderlichste oder schicklichste Art und Weise ist, etwa den Mormonismus zu propagieren.“ Brigham Young versuchte nicht, diese Anschuldigung abzustreiten, stattdessen gab er offen zu, dass er „Männer auf Mission schickte, um sie loszuwerden“:
„Einige von euch fragten sich, warum ich Thomas Bullock schickte, um eure Namen zu holen; ich wollte die Männer wissen, die in unserer Mitte der Hölle schmeicheln, denn ich möchte sie nach China schicken, nach Hinterindien oder dorthin, wo sie nicht zurück können, zumindest für fünf Jahre… wir werden die ARMEN VERFLUCHTEN AUF EINE MISSION SCHICKEN UND DANN KANN DER TEUFEL SIE HABEN, und es kümmert uns nicht, wie schnell sie abfallen, nachdem sie bis Kalifornien gekommen sind.“ (Journal of Discourses, Bd. 3, S. 239)
„Haltet euch von Gerichtsgebäuden fern; kein anständiger Mann geht dort hin, es sei denn als Zeuge, oder er ist auf andere Weise dazu gezwungen. Ich weiß, dass viele verpflichtet sind, dort hin zu gehen, aber diejenigen die umherkriechen, um zu erfahren, was passiert, so lasst es mich euch sagen, hat der TEUFEL in Besitz. Ich wünsche, dass solche Personen nach Kalifornien gehen, wenn sie es wollen. Ich rate euch, euch von Gerichten fern zu halten. Wir haben die Namen derjenigen, die in diesem Gerichtssaal waren, und wir werden DIESE CHARAKTERE AUF LANGE MISSIONEN SCHICKEN, DENN WIR WOLLEN SIE LOS WERDEN, und es kümmert uns nicht, ob sie abfallen oder nicht… Die Menschen in der Ferne mögen sagen: ‚Warum schickt ihr uns nicht alle guten Männer?’ Glaubt ihr ihnen? Nein, ihr glaubt ihnen nicht, wenn wir sie schicken. Wir wollen, dass sie hier bleiben, nur diejenigen, für die es nötig ist, sie gehen zu lassen; aber wir HABEN FÜR DIESE ARMEN, MISERABLEN TEUFEL HIER KEINE VERWENDUNG.“ (Ebenda, Seite 241)
„Wir haben von Zeit zu Zeit MÄNNER AUF MISSION GESCHICKT, UM SIE LOS ZU WERDEN; aber sie sind im Allgemeinen zurückgekommen. Einige denken, es ist eine Strafe für die Welt, solche Männer unter sie zu schicken. Aber was ist besser – sie hier zu behalten, DAMIT SIE ANDERE VERDERBEN, oder sie dorthin zu schicken, wo Verderbtheit mehr vorherrscht?... Wir haben versucht, die Schmutzigen aus der Herde auszusondern, aber sie bleiben nicht immer heraus.“ (Ebenda, Bd. 7, S. 228-229)
Die Dinge haben sich seit Brigham Youngs Zeit gewaltig geändert. Die Mormonenführer schicken keine Männer mehr auf Mission, um sie los zu werden, obwohl sie in einigen Fällen ausgesandt worden sein könnten, ihm ihnen zu helfen, sich zu reformieren. Bruce R. McConkie erklärt: „Ausländische Missionare lassen ihre zeitliche Beschäftigung fallen, reisen in die Nationen der Erde und für einen Zeitraum von zwei oder drei Jahren widmen sie ihre volle Zeit ohne finanzielle Hilfe von der Kirche dem Verkünden der Botschaft von der Wiederherstellung.“ (Mormon Doctrine, 1966, S. 509) Die meisten Missionare sind junge Männer direkt von der High School – zum Beispiel war Lynn Kenneth Packer zum Zeitpunkt als er seine Mission begann 19 Jahre alt (A Missionary Experience, S. 9) Außer einer „Ausbildung von einer Woche im Salt-Lake-Missionsheim“ (ebenda, S. 9) erhält der Missionar keine formelle Vorbereitung, bevor er ins Feld geht. 1961 machte Joseph Fielding Smith, der zehnte Präsident der Mormonenkirche, folgende offenbarende Aussagen:
„Der Missionar der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist ein modernes Wunder. In der Welt herrscht die Vorstellung vor, dass ein Mann zur Schule, zum College, gehen muss, um eine Ausbildung zu erhalten, trainiert zu sein und einen Grad zu erreichen, der ihn zum Predigen qualifiziert und das Evangelium Jesu Christi zu predigen, so wie er es versteht. Wir berufen unsere jungen Männer und Frauen wirklich zu Beginn des Lebens… Wir schicken zu untrainiert in die Welt hinaus… Sie sind unvorbereitet was Ausbildung und Kenntnis betrifft. DIE MEISTEN VON IHNEN HABEN NIE DAS BUCH MORMON, einen großen Teil davon, WENN NICHT DEN GRÖSSEREN TEIL GELESEN, HABEN NIE DAS NEUE TESTAMENT GELESEN. Sie sind mit DEN OFFENBARUNGEN in Lehre und Bündnisse NICHT vertraut. Ich finde dies heraus, wenn ich sie interviewe. Aber sie haben eine Sache, die die Welt nicht hat und nicht haben kann, und das ist ein ZEUGNIS und die Entschlossenheit ins Feld hinaus zu gehen, so unvorbereitet wie sie sind, und sie verbringen zwei oder vielleicht noch mehr Jahre damit, über die Wiederherstellung des Evangeliums Zeugnis abzulegen und die Schriften zu erklären, während sie SIE KENNENLERNEN.“ (Improvement Era, Oktober 1961, S. 716)
Joseph H. Weston, der 1948 zur Kirche bekehrt wurde, erklärte, dass den Missionaren, bevor sie ins Feld hinausgingen, ein Brief gegeben wurde, der 42 „strenge Regeln des persönlichen Verhaltens“ enthielt. Eine dieser Regeln lautet wie folgt: „26. Sagen Sie niemals in der Öffentlichkeit oder privat, dass Sie nicht wissen, dass das Evangelium wahr ist.“ (These Amazing Mormons, Salt Lake City, 1961, S. 64)
Weil die Mormonenmissionare fast unvorbereitet ins Feld gehen – und vielleicht aus anderen Gründen – haben die Mormonenführer ein Büchlein mit dem Titel „Ein einheitliches System zur Belehrung von Untersuchern“ herausgegeben. Dieses Buch enthält sechs Lektionen, die der Missionar erwartungsgemäß auswendig lernen soll. William J. Whalen erklärt: „So wurde der Kurs von sechs Lektionen von mehr als 100.000 Männern und Frauen im letzten Jahr abgeschlossen. Es wurde wenig dem Zufall überlassen. Die jungen Missionare werden nicht ermutigt, vom vorgeschriebenen Dialog abzuweichen. Die Grundlage ist einfach das Auswendiglernen des Dialogs und der angemessenen Passagen aus der Bibel und dem Buch Mormon. Die Themen, auf die der typische Heide neugierig sein mag, wie Polygamie und die mormonischen Tempelriten, werden nicht einmal erwähnt.“ (The Latter-day Saints in the Modern Day World von William J. Whalen, New York, 1964, Seite 243)
Lynn Kenneth Packer, der für die Kirche auf einer Mission gedient hatte, machte folgende Aussagen: „Die sechs Lektionen müssen auswendig gelernt und dann angewendet werden, ausschließlich für die gesamte Mission des Missionars. Theoretisch wäre die einzige erlaubte Abweichung vom Wort-für-Wort-Dialog bei der Überwindung von Einwänden und der Erklärung von Lehre… wir entdecken, dass die Anwendung der sechs Diskussionen obligatorisch ist.“ (A Missionary Experience, New York, 1969, Seite 138)
Das Handbuch, das von den Missionaren benutzt wird, sagt ihnen sogar, wie sie ihr Zeugnis geben sollen! Unten befindet sich eine Ablichtung von Seite 3 des Handbuchs „Ein einheitliches System zur Belehrung von Untersuchern“, von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage im August 1961 veröffentlicht.
Auf den Seiten 21-22 von „Ein einheitliches System zur Belehrung von Untersuchern“ finden wir folgendes:
„Elder: Die Kirche Jesu Christi ist für die Erde wieder hergestellt worden, Herr Braun. Ich weiß und gebe Zeugnis, dass diese Dinge, die wir hier erörtert haben, wahr sind.
Elder J: (DER SPONTAN UNTERBRICHT) Es ist mir eine wirkliche Freude gewesen, heute Abend hier zu sein und an dieser Diskussion teilzunehmen, Herr Braun. Ich weiß auch, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes war und dass die wahre Kirche Jesu Christi für die Erde wieder hergestellt worden ist.“
In einer Zurückweisung in Hinblick auf das Buch macht Hal Hougey folgende interessante Bemerkung: „Wie kann jemand ‚spontan’ unterbrechen, wenn er zuvor durch dieses Handbuch belehrt wurde, so zu handeln?“ (Mormon Missionary Handbook, Concord, Calif., 1969, Kommentar auf Seite 21)
Lynn Kenneth Packer, der für die Mormonenkirche auf einer Mission diente, hatte es schwer, die Idee von einem „auswendig gelernten Lektionsplan“ zu akzeptieren:
„…von einem spirituellen Standpunkt her fand ich es schwierig einen auswendig gelernten Lektionsplan mit einer Schriftstelle in Lehre und Bündnisse zu rechtfertigen, die Missionaren als Rat gegeben wurde:
„Auch sollt ihr euch im Voraus keine Gedanken machen, was ihr sagen sollt, sondern sammelt in euren Herzen Schätze an Worten des Lebens und es wird euch genau zu der Stunde der Teil gegeben werden, der jedem Menschen angemessen sein wird.“ (A Missionary Experience, S. 24)
Wegen seines Einwandes dem Missionarsplan gegenüber fand sich Lynn Kenneth Packer in Schwierigkeiten mit den Mormonenführern. Er schrieb schließlich einen Brief nach Hause, in dem er erklärte: „…Ich glaube nicht, dass Leute durch ‚6 einfache Lektionen’ bekehrt werden können… Ich glaube nicht, nur weil ein Kontakt durch die Logik der Lektionen stolpert, dass er das Evangelium ausreichend genug versteht, um getauft zu werden… Ich erklärte, dass ich nicht gewillt wäre, mich allem zu fügen, was die Mission von mir verlangt… Präs. Allen sagte, dass ich entweder alles tue, was die Mission verlangt, oder dass ich nach Hause gehen müsste. Wenn ich nicht ausschließlich mit den Lektionen usw. lehre, dann müsste ich nach Hause gehen.“ (Ebenda, S. 85-86)
Die Mormonenführer erlaubten Packer, seine Mission zu beenden, aber er wurde in ein „Indianerreservat in Nevada“ versetzt. Er erklärt, dass „Owyhee den Ruf eines Ortes hatte, wo Problem-Elders hingeschickt werden“. (Ebenda, S. 95)
Lynn K. Packer ist offensichtlich nicht der einzige Missionar, der gegen den „auswendig gelernten Missionarsplan“ war. In einer Besprechung von A Missionary Experience zitiert Edward Geary folgendes aus „einem gegenwärtigen Missionshandbuch“:
„Manchmal haben Missionare das Gefühl, dass sie eingeschränkt sind, wenn von ihnen verlangt wird, die Diskussionen WORT FÜR WORT zu lernen. Es gab nie eine irreführendere Kette der Beweisführung. VERKÄUFER, die ausgeschickt werden, um ein Produkt zu verkaufen, müssen sich verpflichten, sich bestimmte Zeilen einzuprägen, wodurch sie beim Vermitteln ihres Produkts auf eben richtige Weise effektiv sein können. Einmal ihre Zeilen gelernt können sie dann ihre Persönlichkeit einbringen, um die Gedanken des anderen zu beeinflussen. SCHAUSPIELER auf einer Bühne müssen ihre Zeilen lernen; und wenn sie sie einmal gelernt haben, sind sie in der Lage durch diese Zeilen Herzen zu berühren und Gefühle auf jede bewegende Art zu übermitteln.“ (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Frühjahr 1970, S. 103-104)
Lynn Kenneth Packer erklärte, dass in der „Missionarslektion wir zu beweisen versuchen, dass die HLT-Kirche die einzige wahre Kirche ist“. (A Missionary Experience, Seite 14) Um zu beweisen, dass die HLT-Kirche die einzige wahre Kirche ist, wird vom Missionar erwartet, dass er alle anderen Kirchen angreift, indem er behauptet, dass sie falsch sind. Die Schlussfolgerung Nummer neun, zu der der Kontakt kommen soll, ist: „Es gab einen vollständigen Abfall und MEINE KIRCHE IST FALSCH.“ (A Uniform System For Teaching Investigators, S. 9) William J. Whalen macht folgende Bemerkung in Bezug auf diese Angelegenheit:
„Mormonenmissionare arbeiten im Allgemeinen unter Leuten, die sich schon zu irgendeinem Glauben im Christentum bekennen. Geistliche anderer Bekenntnisse klagen oft die eifrigen Mormonenmissionare des Schafestehlens an, aber die Mormonen glauben, dass sie einfach auf einen vorherigen Glauben an Gott, an Jesus Christus und an die Bibel aufbauen, um den potentiellen Bekehrten zu einer Kenntnis der Wiederherstellung der wahren Kirche in diesen letzten Tagen zu bringen.“ (The Latter-day Saints in the Modern Day World, Seite 231)
“Von keiner der gegenwärtigen christlichen Kirchen mit Ausnahme der HLT-Kirche wird gesagt, dass sie Apostel, Vollmacht zu lehren oder zu taufen, oder das gültige Priestertum hat. Dieser Frontalangriff auf alle anderen christlichen Kirchen ist das, was die Geistlichen der Church of England und anderer erregt. Mit Ausnahme auf einigen Pazifischen Inseln und in Japan konzentrieren die Mormonen ihre Missionarsaktivitäten unter Menschen, die dem Namen nach Christen sind.“ (Ebenda, Seite 240)
Wie wir am Anfang dieses Buches gezeigt haben, behaupten die Mormonenführer, dass die Kirche jetzt ungefähr 3.000.000 Mitglieder hat, und sie sagte voraus, dass sie, wenn sie in derselben Geschwindigkeit weiter wächst, um 2000 n. Chr. 10.000.000 Mitglieder haben wird. (Deseret News, 21. Okt. 1967) Während wir meinen, dass die Vorstellung von 10.000.000 um 2000 n. Chr. ziemlich fantastisch ist, müssen wir zugeben, dass das Missionarssystem sehr effektiv gewesen ist – 1970 machten sie 79.126 Bekehrte. Die Mormonenkirche bleibt deshalb für christliche Kirchen eine ernste Bedrohung, insbesondere da ihr Angriff gegen diese Kirchen gerichtet ist.
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